Freitag, 20. November 2009

"Manchmal ist man gegen die Technik machtlos"

Hallöchen zusammen!

Heute möchte ich euch von einer Begebenheit erzählen, die so nur das echte Leben schreiben kann.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich bei thalia.de online drei Mangas bestellt. Zwei Wochen später kamen zwei davon bei mir an, das dritte sei gerade nicht auf Lager, es würde geliefert, sobald es wieder verfügbar ist, so die beigelegte Mitteilung. Ich wartete also geduldig - und vergaß die Sache bald.
Vier Monate vergingen, dann endlich erhielt ich erneut eine Nachricht von thalia, diesmal via Mail: Die Bestellung sei storniert worden, der Artikel nicht lieferbar, als Entschädigung erhielt ich einen Gutschein im Wert von 4€. Woher diese 4€ kamen, war mir schleierhaft, denn das bestellte Manga hätte mehr gekostet, ich hatte also auch mehr bezahlt. Aber ich wollte mir keinen Stress machen und akzeptierte es so. Der Gutschein war eine DinA4-Seite, die ich ausdrucken und dann wie eine thalia-Geschenkkarte verwenden konnte.
Vor einer Woche bestellte ich bei thalia online ein Buch und ließ es, um Portokosten zu sparen, bei der Buchhandlung am Markt in Halle einliefern, um es von dort abzuholen. Anfang der Woche traf es ein, gestern machte ich mich auf den Weg, um es abzuholen. Da mein Drucker zu dem Zeitpunkt noch ohne neue Patrone war, schrieb ich mir Gutscheinnummer & PIN auf, um damit meine 4€ einzulösen.

Bei thalia angekommen erklärte ich, dass ich eben diesen Gutschein bekommen hätte und ob ich den auch einlösen könne, wenn nur die Nummern vorhanden sind, nicht der richtige Zettel. Die junge Dame war sich unsicher und holte telefonisch "jemanden aus der Chefetage" herbei. Diese ältere Frau schaute sich das an und erklärte, dass sie schon den Gutschein selbst sehen müsse. Das war mir aber aus angegebenen Gründen nicht möglich.
Freundlich, wie sie war, gab sie mir dann die Möglichkeit, ihren PC hinter der Theke zu verwenden, um die Mail mit dem Gutschein herauszusuchen und ihn dann dort vor Ort auszudrucken. Zugegebenermaßen kam ich mir da etwas komisch vor, aber da ich die Mail fand und sich der Gutschein ausdrucken ließ, dachte ich mir, dass nun alles gut würde.
Zurück zur Kasse ließ sich das bestellte Buch erstmal nicht ordentlich einscannen, sie musste die ISBN via Hand eintippen. Auch der Gutschein wollte sich nicht eintippen lassen. Außerdem stellte die Frau aus der Chefetage fest, dass sie nicht wusste, wie sie den behandeln sollte. Also fragte sie eine dritte Kollegin, die meinte, das sei wie eine ganz normale Geschenkkarte. Frohen Mutes tippte sie das also in das Feld für Geschenkkarte ein - und bekam eine Fehlermeldung. Nach mehreren Versuchen des Einscannes und Neueintippens holte sie sich ebenjene dritte Kollegin zu Hilfe, die aber ebenfalls nur eine Fehlermeldung produzieren konnte. Die junge Frau vom Angang und eine weitere junge Kollegin gesellten sich dazu und zu fünft beratschlagten sie, wen man in so einem Fall anrufen müsse. Sie wussten es nicht, einigten sich dann aber auf einen Namen. Eine der fünf sollte die Telefonnummer raussuchen, da aber anscheinend die Ordner umsortiert worden waren, gelang ihr das nicht.
Die ältere Frau aus der Chefetage schaute mich gequält lächelnd an und bat mir einen kostenlosen Kaffee im Cafe im zweiten Stock an. Da ich eh nichts besseres zu tun hatte, akzeptierte ich das Angebot. Sie öffnete also die Schublade mit den Gutscheinen für Kaffee - und fand keine. In der Schublade waren alle möglichen Papiere und sonstiges Zeug, aber keine Gutscheine ließen sich finden. Verzweifelt drehte sie sich zu der jungen Kollegin vom Anfang um, damit diese im ersten Stock anrufe, ob dort zufällig noch Gutscheine waren. Bevor es jener aber gelang, die richtige interne Durchwahl zu erwischen, hatte die ältere Frau bereits die Schublade ausgeschüttet und doch noch ein Zettelchen mit einem Gutschein herausgefischt. Sie drückte ihn mir in die Hand und meinte, ich könne ihn gegen Tee oder Kaffee oder sowas eintauschen.
Grinsend ging ich also in das Kaffee im zweiten Stock - und stellte fest, dass dort ausschließlich Menschen jenseits der 60 saßen und auch größtenteils nur Damen. Unwillkürlich musste ich noch mehr grinsen und ging nach vorne zur Theke, um meinen Gutschein abzugeben. Ich konnte gerade sagen: "Ich habe hier diesen Gutschein...", da wurde ich auch schon unwillig unterbrochen und mit den Sätzen: "Ja, Sie kriegen einen Kaffee. Setzen Sie sich irgendwo hin, wir bringen ihn dann." abgefertigt. Dass ich eigentlich einen Tee wollte, konnte ich nicht mehr anbringen, aber es war auch egal, ob nun Tee oder Kaffee ...
Einen eher nicht so wohlschmeckenden Kaffee später machte ich mich wieder auf den Weg ins Untergeschoss, wo ich bereits von der älteren Frau aus der Chefetage erwartet wurde. Das Problem habe sich nicht lösen lassen, wenn ich aber bereit wäre, meine Adresse zu hinterlassen, so würden sie mir dennoch 4€ abziehen. Ich habe zugestimmt und meine Adresse aufgeschrieben - wofür auch immer. Das Telefonat habe wohl ergeben, dass mit dieser Art der Gutschrift immer wieder Probleme auftreten.
Auf die Frage, ob ich das Buch einpacken lassen wolle, nickte ich und konnte mich dann zwischen drei Geschenkpapieren entscheiden und sogar für die Farbe der Schleife. Ich entschied mich für lustiges Weihnachtspapier und rotes Band. Letzteres war leider leer, sodass die Frau erstmal ins Lager rennen musste.
Mit einem immer noch sehr gequälten Gesichtsausdruck und den Worten "Manchmal ist man gegen die Technik machtlos" wurde ich dann verabschiedet. Die Uhr zeigte zehn minuten nach vier, ich war um kurz vor halb dort angekommen, hatte also insgesamt 45 Minuten dafür gebraucht, mein Buch abzuholen. Respekt.
Auf dem Weg zur Haltestelle wanderten meine Gedanken unnwillkürlich zu der Buchhandlung am Markt in Preetz - auch dort gibt es Gutscheine, aber diese werden mit Bargeld bezahlt und sind durch die Unterschrift der Eigentümer gültig. Keine Barcodes zum Einscannen, keine PINs zum Eintippen - die Gutscheine werden einfach angenommen und man kann ein Buch erwerben. Ganz ohne Technik. Altmodisch, aber unkompliziert.

Ja, gegen die Technik ist man manchmal machtlos. Vielleicht sollte man nicht alles auf Technik umstellen - der altmodische Weg mag zwar eben so wirken - altmodisch - aber er funktioniert zuverlässig und unkompliziert. Aber das ist wohl ein arg reaktionärer Gedanke, den ich nicht zu laut in einem Technik-Zeitalter äußern sollte ...



Bithya

1 Kommentar:

  1. In solchen Momenten sollte man seine Geduld bewahren.
    Immerhin hat ja fast die halbe Belegschaft des Buchladens an der Lösung des Problems gearbeitet. Das nenne ich mal Kundenbetreuung.

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