Ich bin kein sozialer Mensch. Große Menschenmengen bereiten mir Angst. Partys mit vielen fröhlichen, alkoholtrinkenden Menschen machen mich traurig. Neue Freundschaften schließen empfinde ich als anstrengend. Manchmal sage ich humorvoll, dass ich Menschen nicht mag. Oft genug ist das aber tatsächlich die Wahrheit.
Es ist nicht so, dass ich ein Einsiedler bin, oder dass ich kein Herz für meine Mitmenschen habe. Im Gegenteil. In der Schule war ich Vertrauensschülerin und Schulsprecherin. Das Hobby, das den größten Teil meiner Zeit eingenommen hat, fand in einem kirchlichen Kontext statt, wo ich Kindergruppen bereut habe. An der Universität habe ich Erstsemester unterrichtet oder für zugezogene Studenten Stadtführungen gemacht. Mein Nebenjob in einem Coffee-Shop war eine erhebende Erfahrung, weil ich die Rolle der Servicekraft in der Gastronomie geliebt habe, ebenso wie ich jetzt meinen Nebenjob als Servicekraft in der Bibliothek liebe.
Doch am Ende des Tages bin ich lieber alleine, umgeben vielleicht von einem meiner drei besten Freunde oder zusammen mit meinem Freund. Wenn ich alleine bin, ist niemand da, der Erwartungen an mich stellt. Wenn ich alleine bin, ist mein Aussehen egal, mein Verhalten egal, meine Sprache egal. Ich muss keine Kompromisse schließen.
Sobald ich aus der Wohnung trete, bin ich mir meiner selbst sehr bewusst. Treffe ich mich dann im privaten Kontext mit vielen anderen Menschen, Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern, Unbekannten, ergreift mich eine Beklemmung, die über die Zeit wächst. Ich merke, dass es Energie kostet, mich für andere Menschen zu interessieren. Ich merke, dass es Energie kostet, diesen anderen Menschen ausschließlich jene Facetten meines Selbst zu zeigen, die ich für präsentabel halte. Und manchmal beschleicht mich das beklemmende Gefühl, dass es gar keine präsentablen Seiten gibt. Da will ich am liebsten wieder alleine sein.
Im Coffee-Shop oder in der Bibliothek, selbst als Schulsprecherin ist das anders. Ich habe eine Rolle, die Menschen sehen nicht mich, sondern nur meine Rolle. Die Erwartungen dieser Menschen sind nicht an mich, sondern an meine Rolle gerichtet, und über die Zeit lerne ich, dieser Rollenerwartung gerecht zu werden. Niemand be- oder verurteilt mich, sondern nur meine Rolle. Es ist mein Panzer, der es mir ermöglich, stets freundlich zu lächeln und über unfreundliche Kunden den Kopf zu schütteln, ohne dass es mir nahe geht. Deswegen liebe ich meine Arbeit im Dienstleistungsgewerbe. Andere Menschen haben das Gefühl zu ersticken, weil sie in diese Rolle gepresst werden, ich hingegen blühe darin auf, weil mein eigentliches Ich niemanden interessiert. Es gibt eine klar definierte, überschaubare Anforderung an meine Rolle, die ich bewältigen kann. Ich muss nicht selbst entscheiden, was ich zeige oder wie ich bin, das übernimmt die Rolle für mich.
Im privaten Kontext hingegen muss ich mich zeigen. Muss ich entscheiden, was ich zeige. Muss ich dafür sorgen, dass nur das Positive gesehen wird. Da habe ich keine Rolle, die mich schützt, ich bin auf mich zurückgeworfen. Ich muss mich der Gruppe anpassen oder ausgeschlossen werden. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er strebt natürlich danach, nicht ausgeschlossen zu werden. Auch ich habe diesen Drang, doch die Umsetzung fällt schwer. Gegenüber meinen besten Freunden kann ich sein, wie ich bin. Das ist angenehm. In größeren Gruppen, in größeren Familienkreisen, in allen größeren privaten Kontexten hingegen muss ich mich anpassen so wie jeder andere auch.
Wenn es mir jedoch gelingt und ich es schaffe, mich in die Gruppe zu integrieren, fühle ich mich sehr wohl und bin glücklich wie nie. Es sind diese Momente in denen ich begreife, was es eigentlich bedeutet, dass der Mensch ein soziales Wesen sind. Wir kommen an unsere Grenzen, lernen neue Dinge und Ansichten und können uns besser denn je entfalten, nur weil wir mit anderen Menschen zusammen kommen.
Die soziale Rolle der Berufstätigkeit bietet Schutz und deswegen blühe ich darin auf. Doch meine soziale Rolle kann niemals so befreiend sein wie die Erfahrung, innerhalb eines privaten Kontextes als genau das angenommen zu werden, was man ist, und sei es auch nur eine Facette von einem selbst.
Die soziale Rolle im professionellen Kontext schützt. Die soziale Rolle im privaten Kontext befreit.
Spannende und langweilige Details und Gedanken aus dem alltäglichen Leben, das eine Studentin eben so führt - und die nicht ganz so alltäglichen Erlebnisse, die ein Mensch wie ich manchmal so hat.
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Mittwoch, 15. Juli 2015
Freitag, 25. März 2011
Sinnvolles Praktikum - Vorschlag 1
Wer kennt das nicht? Man bewirbt sich bei einem Unternehmen auf eine Stelle als Praktikant, man wird angenommen - und am Ende erlernt man kaum von dem, worum es bei dem Job geht. Die Betreuung ist schlecht, man darf nicht aktiv mitarbeiten und Feedback über die eigene Leistung erhält man auch nicht. So bekommt man zwar seine vier Wochen, die das Studium als Pflicht ansieht, rum und erhält womöglich auch seine Leistungspunkte, aber es deprimiert und bringt nichts für die berufliche Zukunft.
Ich hatte bisher oft Glück mit meinen Stellen, so dass ich diese nun hier publik machen will, damit der ein oder andere Interessierte vielleicht doch noch sinnvoll seine vier Woche verbringen kann. Ich studiere unter anderem Politikwissenschaft und habe daher vor allem im Bereich Journalismus meine Praktika absolviert.
Das Praktikum, welches für mich persönlich am besten gelaufen ist, habe ich außerhalb von Halle in Regensburg gemacht. Ich war dort in der Lokalredaktion der Mittelbayerischen Zeitung eingesetzt. Zeitgleich mit mir waren noch zwei andere Praktikanten und mindestens ein Auszubildener bzw. Student dort aktiv. Die festangestellten Redakteure waren mir gegenüber stets hilfreich und sehr, sehr freundlich. Auch die Sekretärinnen und jene, die in anderen Bereichen arbeiteten, halfen mir jederzeit.
Direkt vom ersten Tag an durfte ich eigenständig arbeiten. Ich musste nicht erst tagelang passiv einem Profi über die Schulter schauen, ich wurde sofort mit einer Kamera losgeschickt, um Informationen für einen Artikel zu sammeln. Den Artikel durfte ich dann auch selbst schreiben, er wurde zügig korrigiert und ich erhielt wie bei allen folgenden Artikeln ein ausführliches Feedback. So konnte ich mir rasch die Arbeits- und Schreibweise dieser Zeitung angewöhnen und lernte enorm viel dazu. Spätestens ab der zweiten Woche wurde ich auch in den regulären Terminplan eingetragen und bekam wie alle anderen auch normale Arbeit zugeteilt. Zwar durfte ich bis auf sehr wenige Ausnahmen keine Topthemen bearbeiten, aber ich wurde viel für Reportagen eingesetzt, die als die Königsdisziplin gelten. Über die rein journalistische Arbeit hinaus bekam ich auch ein wenig Ahnung von der Gestaltung von Zeitungsseiten - und ich brachte mir selbst immer mehr das Fotografieren bei.
Am Ende des Praktikums hatte ich ein Feedback-Gespräch mit dem stellvertretenden Chef, welches sehr positiv verlief und mir nochmals aufzeigte, an welchen Punkten ich mich noch verbessern könnte. Neben dem journalistischen Handwerk habe ich in Regensburg viel über Schreibstil und selbstsicheres Auftreten gelernt. Als sehr positiv empfand ich auch, dass ich nicht nur eine Praktikumsbestätigung, sondern ein richtiges, ausführliches Zeugnis erhalten habe.
Die Lokalredaktion Regensburg ist zudem Praxisort für alle Studenten der Medienwissenschaften an der Universität Regensburg - die Übung "Zeitungsjournalismus" zum Beispiel findet dort statt. Damit ist auch für andere Interessierte klar, dass die Redakteure geübt sind im Umgang mit Praktikanten.
Fazit: Wer Zeitungsjournalismus erlernen will, findet bei der Lokalredaktion Regensburg der Mittelbayerischen Zeitung ein Paradies. Das Themenspektrum ist groß, die eigene Freiheit ebenso, das Feedback ist beständig und gut, die Arbeit ist reichlich, aber nie überfordernd. Und ganz nebenbei: Regensburg ist eine wunderschöne Stadt, kulturell und historisch hochinteressant!
Ich hatte bisher oft Glück mit meinen Stellen, so dass ich diese nun hier publik machen will, damit der ein oder andere Interessierte vielleicht doch noch sinnvoll seine vier Woche verbringen kann. Ich studiere unter anderem Politikwissenschaft und habe daher vor allem im Bereich Journalismus meine Praktika absolviert.
Das Praktikum, welches für mich persönlich am besten gelaufen ist, habe ich außerhalb von Halle in Regensburg gemacht. Ich war dort in der Lokalredaktion der Mittelbayerischen Zeitung eingesetzt. Zeitgleich mit mir waren noch zwei andere Praktikanten und mindestens ein Auszubildener bzw. Student dort aktiv. Die festangestellten Redakteure waren mir gegenüber stets hilfreich und sehr, sehr freundlich. Auch die Sekretärinnen und jene, die in anderen Bereichen arbeiteten, halfen mir jederzeit.
Direkt vom ersten Tag an durfte ich eigenständig arbeiten. Ich musste nicht erst tagelang passiv einem Profi über die Schulter schauen, ich wurde sofort mit einer Kamera losgeschickt, um Informationen für einen Artikel zu sammeln. Den Artikel durfte ich dann auch selbst schreiben, er wurde zügig korrigiert und ich erhielt wie bei allen folgenden Artikeln ein ausführliches Feedback. So konnte ich mir rasch die Arbeits- und Schreibweise dieser Zeitung angewöhnen und lernte enorm viel dazu. Spätestens ab der zweiten Woche wurde ich auch in den regulären Terminplan eingetragen und bekam wie alle anderen auch normale Arbeit zugeteilt. Zwar durfte ich bis auf sehr wenige Ausnahmen keine Topthemen bearbeiten, aber ich wurde viel für Reportagen eingesetzt, die als die Königsdisziplin gelten. Über die rein journalistische Arbeit hinaus bekam ich auch ein wenig Ahnung von der Gestaltung von Zeitungsseiten - und ich brachte mir selbst immer mehr das Fotografieren bei.
Am Ende des Praktikums hatte ich ein Feedback-Gespräch mit dem stellvertretenden Chef, welches sehr positiv verlief und mir nochmals aufzeigte, an welchen Punkten ich mich noch verbessern könnte. Neben dem journalistischen Handwerk habe ich in Regensburg viel über Schreibstil und selbstsicheres Auftreten gelernt. Als sehr positiv empfand ich auch, dass ich nicht nur eine Praktikumsbestätigung, sondern ein richtiges, ausführliches Zeugnis erhalten habe.
Die Lokalredaktion Regensburg ist zudem Praxisort für alle Studenten der Medienwissenschaften an der Universität Regensburg - die Übung "Zeitungsjournalismus" zum Beispiel findet dort statt. Damit ist auch für andere Interessierte klar, dass die Redakteure geübt sind im Umgang mit Praktikanten.
Fazit: Wer Zeitungsjournalismus erlernen will, findet bei der Lokalredaktion Regensburg der Mittelbayerischen Zeitung ein Paradies. Das Themenspektrum ist groß, die eigene Freiheit ebenso, das Feedback ist beständig und gut, die Arbeit ist reichlich, aber nie überfordernd. Und ganz nebenbei: Regensburg ist eine wunderschöne Stadt, kulturell und historisch hochinteressant!
Freitag, 18. März 2011
Express-Studium
Ich habe heute endgültig mit meiner Bachelor-Arbeit angefangen. Nachdem die letzten Wochen mit schwammigen Themen-Ideen rund um die politischen Schriften Jean-Jacques Rousseaus vergingen, habe ich inzwischen zwei ernstere Gedanken und auch ein wenig Literatur dazu gesichtet. Während ich also heute über komplexen Themen brütete, stieg eine alte Angst wieder hoch: Ich bin aus der Regelstudienzeit des Bachelors raus.
Für den Bachelor hat man normalerweise sechs Semester, also drei Jahre Zeit. Ich habe mein Studium in halle zum Wintersemester 2007/2008 angefangen und befinde mich noch in meinem siebten Semester - und das achte beginnt in wenigen Wochen. Ein ganzes Jahr hinke ich also der Regelstudienzeit hinterher. Da fällt natürlich der Blick auf meine Freundin, die ihren Bachelor-Abschluss bereits nach vier Semestern geschafft hat und direkt den Master hinten dran. Wenn ich sie mit mir vergleiche, stellt sich mir unwillkürlich die Frage: Wieso habe ich das nicht auch geschafft? Wenn dann noch Meldungen über einen 18jährigen Wissenschaftler kommen, der sein Diplom schon in der Tasche hat und nun bei uns als Dozent anfängt - dann bin ich endgültig deprimiert. Woran liegt es, dass ich nicht dasselbe Tempo an den Tag lege?
Doch es ist nicht diese Frage, die mir Angst macht, sondern die Konsequenz daraus: Werde ich am Arbeitsmarkt überhaupt noch Chancen haben, wenn ich ein Semester länger als alle anderen studiere? In einem Gespräch vor eineinhalb Jahren mit mehreren Dozenten und einem Professor wurde ich ungläubig belächelt, als ich meine Sorge darüber äußerte - diese Männer konnten sich nicht vorstellen, dass ich junges Ding Angst haben könnte, zu alt zu sein. Damals konnte ich ihre Position nicht verstehen, aber das ändert sich langsam. Meine Sorge - oder zumindest diese spezielle Sorge - wird geringer. Warum?
Da wäre zunächst der Sommer letztes Jahr zu nennen. In den Semesterferien hatte ich nicht viel zu tun, also habe ich direkt zwei Praktika absolviert. Beides bei sehr angesehenen Unternehmen, von denen das eine sogar eigentlich gar nicht Studenten aus meinem Fachbereich nimmt. Beide Male erhielt ich am Ende Lob für meine Arbeit, bei der einen Stelle sogar ein außerordentlich gutes Zeugnis. Ich war um Erfahrung reicher, meine diversen Praktika im Bereich Journalismus haben mir gezeigt, dass ich den Job wirklich kann. Und sie haben mir gezeigt, dass ich nicht immer so viel Freude daran finde, wie ich es mir wünschen würde. Ich habe also im Sommer/Herbst angefangen, über andere Berufswege nachzudenken. Wäre ich bereits mit der Uni fertig gewesen, hätte ich diese Praktika sicher nicht mehr gemacht.
Außerdem habe ich im Sommer meinen Freund kennen gelernt - wäre ich in der Regelstudienzeit fertig geworden, wäre ich vielleicht nicht mehr in Halle gewesen, um ihn kennen zu lernen. Auch in der Hinsicht war die Entscheidung richtig. Des Weiteren habe ich im Wintersemester 2010/2011 eine Stelle als Tutorin für Erstsemester bekommen, so dass ich auf dem Gebiet der Lehre und des wissenschaftlichen Arbeitens ebenfalls Erfahrung sammeln konnte.
Und ich glaube, darum geht es heutzutage auch: Erfahrung haben. Nicht nur Fachwissen zählt, sondern auch Lebenserfahrung. Auslandsaufenthalte, Praktika und andere Softskills - das alles kostet Zeit, aber man gewinnt sehr viel. Auch jedes Gespräch in der Mensa mit anderen Studenten erweitert den Horizont. Ein 23jähriger Absolvent ist jung und dynamisch und vermutlich fachlich auch gut qualifiziert. Aber steht er genauso sicher im Leben wie ein 28jähriger, ein 30jähriger? Er hatte viel weniger Zeit, neue Erfahrungen zu machen, sein eigenes Denken zu hinterfragen. Und zählt es für ein Unternehmen wirklich, dass die Bewerber jung sind? Ist es nicht viel angenehmer für einen Personalchef, wenn er einen gebildeten, talentierten, aber eben auch reifen Menschen vor sich hat?
Ich jedenfalls denke, dass dieser Hype um die Jugend übertrieben ist. Und ich hoffe und denke, dass auch Personalchefs nicht nur nach dem Geburtsjahr gehen.
Für den Bachelor hat man normalerweise sechs Semester, also drei Jahre Zeit. Ich habe mein Studium in halle zum Wintersemester 2007/2008 angefangen und befinde mich noch in meinem siebten Semester - und das achte beginnt in wenigen Wochen. Ein ganzes Jahr hinke ich also der Regelstudienzeit hinterher. Da fällt natürlich der Blick auf meine Freundin, die ihren Bachelor-Abschluss bereits nach vier Semestern geschafft hat und direkt den Master hinten dran. Wenn ich sie mit mir vergleiche, stellt sich mir unwillkürlich die Frage: Wieso habe ich das nicht auch geschafft? Wenn dann noch Meldungen über einen 18jährigen Wissenschaftler kommen, der sein Diplom schon in der Tasche hat und nun bei uns als Dozent anfängt - dann bin ich endgültig deprimiert. Woran liegt es, dass ich nicht dasselbe Tempo an den Tag lege?
Doch es ist nicht diese Frage, die mir Angst macht, sondern die Konsequenz daraus: Werde ich am Arbeitsmarkt überhaupt noch Chancen haben, wenn ich ein Semester länger als alle anderen studiere? In einem Gespräch vor eineinhalb Jahren mit mehreren Dozenten und einem Professor wurde ich ungläubig belächelt, als ich meine Sorge darüber äußerte - diese Männer konnten sich nicht vorstellen, dass ich junges Ding Angst haben könnte, zu alt zu sein. Damals konnte ich ihre Position nicht verstehen, aber das ändert sich langsam. Meine Sorge - oder zumindest diese spezielle Sorge - wird geringer. Warum?
Da wäre zunächst der Sommer letztes Jahr zu nennen. In den Semesterferien hatte ich nicht viel zu tun, also habe ich direkt zwei Praktika absolviert. Beides bei sehr angesehenen Unternehmen, von denen das eine sogar eigentlich gar nicht Studenten aus meinem Fachbereich nimmt. Beide Male erhielt ich am Ende Lob für meine Arbeit, bei der einen Stelle sogar ein außerordentlich gutes Zeugnis. Ich war um Erfahrung reicher, meine diversen Praktika im Bereich Journalismus haben mir gezeigt, dass ich den Job wirklich kann. Und sie haben mir gezeigt, dass ich nicht immer so viel Freude daran finde, wie ich es mir wünschen würde. Ich habe also im Sommer/Herbst angefangen, über andere Berufswege nachzudenken. Wäre ich bereits mit der Uni fertig gewesen, hätte ich diese Praktika sicher nicht mehr gemacht.
Außerdem habe ich im Sommer meinen Freund kennen gelernt - wäre ich in der Regelstudienzeit fertig geworden, wäre ich vielleicht nicht mehr in Halle gewesen, um ihn kennen zu lernen. Auch in der Hinsicht war die Entscheidung richtig. Des Weiteren habe ich im Wintersemester 2010/2011 eine Stelle als Tutorin für Erstsemester bekommen, so dass ich auf dem Gebiet der Lehre und des wissenschaftlichen Arbeitens ebenfalls Erfahrung sammeln konnte.
Und ich glaube, darum geht es heutzutage auch: Erfahrung haben. Nicht nur Fachwissen zählt, sondern auch Lebenserfahrung. Auslandsaufenthalte, Praktika und andere Softskills - das alles kostet Zeit, aber man gewinnt sehr viel. Auch jedes Gespräch in der Mensa mit anderen Studenten erweitert den Horizont. Ein 23jähriger Absolvent ist jung und dynamisch und vermutlich fachlich auch gut qualifiziert. Aber steht er genauso sicher im Leben wie ein 28jähriger, ein 30jähriger? Er hatte viel weniger Zeit, neue Erfahrungen zu machen, sein eigenes Denken zu hinterfragen. Und zählt es für ein Unternehmen wirklich, dass die Bewerber jung sind? Ist es nicht viel angenehmer für einen Personalchef, wenn er einen gebildeten, talentierten, aber eben auch reifen Menschen vor sich hat?
Ich jedenfalls denke, dass dieser Hype um die Jugend übertrieben ist. Und ich hoffe und denke, dass auch Personalchefs nicht nur nach dem Geburtsjahr gehen.
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