Freitag, 22. Januar 2010

Antwort auf die Wetter-Frage // Bibliotheken als Lernhindernis

Wir erinnern uns: Gestern stellte ich die Frage, was die Natur sich eigentlich dabei denkt, uns Menschen solche Hindernisse in den Weg zu stellen. Heute habe ich die Antwort gefunden: Sie meint es tatsächlich böse. Die letzten Tage taute es heftig, gestern fror alles wieder ein, die Straßen verwandelten sich in Eisplatten und wurden somit für den unaufmerksamen Fußgänger zu einer Gefahr. Heute hat die Natur beschlossen, das ganze mit einer dünnen Puderschicht von Schnee zu bedecken - nichts, was als solches stört, aber es verdeckt wunderschön den Blick auf das Eis. So aufmerksam man also auch ist, man rutscht unweigerlich aus, da man keinerlei Chancen mehr hat, das Eis zu bemerken. Da erzähle mir nochmal einer, die Natur würde einfach irgendwas machen ..

Zumindest durfte ich oben genanntes auf meinem Weg zur Bibliothek feststellen - womit wir auch direkt beim nächsten Thema sind. Ich bin also heute um 10 Uhr aufgestanden und habe mich relativ zügig auf den Weg zur Bibliothek der Sozialwissenschaften gemacht, um die Liste der Bücher, die ich mir gestern für die Klausur rausgeschrieben habe, auszuleihen.
Das erste Problem, das sich mir stellte, war, dass ich nach 5 Semestern tatsächlich noch nie die Abteilungen P und O gebraucht hatte und somit ziemlich verwirrt über die Sortierung dort war. Dementsprechend lange brauchte ich, um gewisse Bücher zu finden. Selbstverständlich waren auch eine Reihe von Büchern bereits ausgeliehen, ich bin ja nicht die einzige, die die Klausur schreiben muss.
Die nächste Schwierigkeit waren die blauen Punkte, bzw. ihr Fehlen. Ausschließlich Bücher mit einem blauen Punkten hinten drauf dürfen ausgeliehen werden, der Rest gehört zum Präsenzbestand der Bibliothek. Selbstverständlich waren alle Bücher, die ich brauchte, ohne blauen Punkt. Also schaute ich in die Bücher, suchte nach Kapiteln, die ich sinnvoll abkopieren könnte, die relevant für mich waren. Und wie sollte es anders sein? Es handelte sich natürlich ausschließlich um wirklich hochgeistig geschriebene Werke, die mit einem Mal durchblättern nicht zu überblicken sind. Um zu wissen, was relevant ist und was nicht, musste ich sie schon genauer inspizieren - ergo über das Wochenende ausleihen. Ich packte als alle 7 (!) Bücher und ging nach vorne zum Ausleihen. Der junge Herr am PC schaute kurz auf den Buchrücken, meinte "Das sind aber alles Präsenzbestände!", worauf ich nur nickte. "Da kannst du aber nicht mehr als 5 ausleihen!" - ungläubiger Blick von mir - "Du schaffst es doch eh nicht, die alle am Wochenende zu lesen!". Da dachte ich dann tatsächlich nur noch "Ist irgendein Student so blöd und liest wissenschaftliche Bücher komplett von vorne bis hinten? Wohl eher nicht ... also warum schreibt ihr uns vor, dass wir nur 5 Bücher lesen können?". Aber natürlich war an der Regel nicht zu rütteln, ich musste 2 Bücher dalassen.

Als ich die Bücher draußen in meiner Tasche verstaute, kam mir plötzlich die Frage, wieso die ganzen Bibliotheken eigentlich vom System her darauf angelegt scheinen, die Studenten am Lernen zu hindern. Man darf einen Großteil nicht ausleihen bzw. nur über's Wochenende. Und dann auch höchstens 5 Stück gleichzeitig. Die richtig wichtigen Bücher stehen natürlich im Handapparat des Professors, die dürfen gar nicht mitgenommen werden, am besten fässt man die gar nicht an, weil man sie ja damit allen anderen Studenten klaut. Das ist zwar einsichtig, aber auch Paradox - damit alle Studenten gleichermaßen Zugriff auf die Bücher haben können, wird ihnen dieser mehr oder weniger verwehrt. Dank dieser Paradoxie gestalten sich Bibliotheken immer wieder als Lernhindernis - was ebenfalls wieder paradox ist.

Wie kann man diesen Haufen von Paradoxien nur lösen?


Und warum ende ich jeden Tag damit, dass ich mir Fragen stelle?



Bithya

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