Montag, 26. April 2010

Adam Smith & Gewitter

Ja, ja, der April, der macht was er will. Während es Freitag noch so warm war, dass man sich angenehm am Saale-Ufer bräunen lassen konnte und am Sonntag sogar 20 Grad im Schatten herrschten, wurde es heute wieder sehr kalt. Wohlweislich packte ich also bei meinem Gang zur Bibliothek einen Schirm ein und siehe da, während ich auf die Straßenbahn wartete, wurde es windiger und der Himmel schwärzer.

In der Bibliothek angekommen suchte ich mir ein Eckchen mit einem Tisch für mich allein und begang zu lesen - aber nicht sehr lange. Von draußen tönte plötzlich ein langanhaltender Donner zu mir rein, den ich im ersten Moment für künstlich, von Menschen erzeugt hielt. Dann aber kam noch heftiger Wind auf und plötzlich fing es an zu regnen, dann zu hageln - aber so extrem, wie ich es seit dem großen Unwetter über Halle im Jahr 2008 nicht mehr erlebt hatte. Hinzu kamen dann sehr helle Blitze und ein Donner, der die ganze Bibliothek zum Wackeln brachte. Das war schon sehr beeindruckend und an Lesen war nicht mehr zu denken, dafür fasziniert mich Gewitter einfach zu sehr. Es hielt nur etwa eine Viertelstunde an, dann hatte sich alle Spannung entladen, aber es regnete noch eine Zeit weiter, sogar noch, als schon wieder die Sonne auf meinen Tisch schien.

Danach konnte ich mich dann aber doch noch konzentrieren und war sehr begeistert, dass meine Recherche gut lief. Ich hatte durch Zufall in einem Standard-Lehrbuch für Politikwissenschaft einen Hinweis auf Friedrich List gefunden, der Anfang des 19. Jahrhunderts eine eigene Theorie zur Wirtschaftspolitik entwickelte, welche auf der von Adam Smith aufbaute und diese gleichzeitig kritisierte. Das führt emich zu dem Gedanken, einen Teilaspekt von Smith' Theorie darzulegen und dann mit List eine Gegenposition zu erklären, um daraus ein Fazit zu ziehen. Der dicke Wälzer von List liest sich zum Glück recht schnell, er ist auch klar geschrieben, ebenso wie der von Smith. Dankenswerterweise fand ich auch ein wenig Sekundärliteratur, die sich genau damit befasste, so zum Beispiel eine Sammlung von Vorträgen und Diskussionen von der Tagung der List-Vereinigung im Jahr 1989. Dort erfuhr ich auch ein bisschen was über die Lebensumstände von List und das Deutschland, in dem er lebte.
Sehr interessant ist in meinen Augen der Aspekt, dass Adam Smith ein Verteidiger des Freihandels ist. In seinen Augen können alle Menschen und alle Nationen nur davon profitieren, wenn es keine Zollbeschränkungen o.ä. gibt, der Wohlstand breite sich dann schon von alleine aus. Die Nationen selbst sollen sich aus der Wirtschaft raushalten, sie sind nur für Sicherheit, Gerichtsbarkeit und Erziehung/Bildung zuständig. List hingegen sieht Handelsfreiheit kritisch, da diese nur dort funktioniert, wo die Nationen auf etwa gleichem Entwicklungsstand sind. Um an das damals führende England heranzukommen, sollte z.B. Deutschland erstmal weiter an Schutzzöllen festhalten. Diese unterschiedliche Sicht basiert auf einer unterschiedlichen Grundannahme über die Ursache von Reichtum. Adam Smith beschäftigt sich ja mit genau dieser Ursache in "Wohlstand der Nationen" (ein heute gekürzter, daher irreführender Titel, da es eigentlich "Über die Natur und die Ursache des Wohlstandes der Nationen" heißt). Er findet dafür die Arbeit, die produktive Arbeit. Für ihn ist die Produktion von Tauschwerten (also Waren) zentral und damit auch (wie J.B. Say es weiter entwickelt) die Anhäufung eben jener Werte. Adam Smith vertritt also eine Theorie der Werte. Im Gegensatz dazu sagt List, dass dies zu oberflächlich ist, dass Adam Smith mit seinem interessanten Gedanken der Arbeitsteilung zwar Weltruhm erlangte, dabei aber der Frage nach der Ursache nicht weit genug nach ging. List stellt sich nämlich zusätzlich die Frage, welche Ursache Arbeit hat. Für ihn ist nicht die produktive Arbeit im Sinne des Herstellens von Tauschwerten die Ursache des Reichtums, sondern die Produktion produktiver Kräfte. Damit meint er, dass es von zentraler Bedeutung sei, dass die Menschen lernen, dass Wissenschaft und Erziehung gefördert werden. Nicht das Land, das Tauschwerte anhäuft, ist reich, sondern das, welches über eine Masse an produktiven Kräften verfügt. Tauschwerte können durch Kriege o.ä. vernichtet werden, aber solange eine Menge produktiver Kräfte erhalten bleibt, kann der Reichtum der Nation schnell wieder hergestellt werden.
Damit kommt der Nation selbst in doppelter Hinsicht eine größere Bedeutung als bei Adam Smith zu: Einerseits soll sie doch intervenieren und eine aktive Wirtschaftspolitik betreiben, andererseits ist sie grundlegend dafür verantwortlich, dass sie ihre Zukunft durch Förderung von Bildung und Wissenschaft sichert.
Interessant ist auch der Vorwurf von List, dass Adam Smith für sein Freihandels-Postulat einen Weltgesellschaftszustand voraussetzt, der erst werden muss/soll. Wenn der Freihandel die Früchte, die Smith beschreibt, tragen soll, setzt dies eine Universalunion aller Nationen der Welt voraus, so List, dieser Zustand sei aber noch nicht erreicht. Das wiederum ist gekoppelt an sein Schutzzoll-Gebot.

Diese ganze Zeug muss ich für die Hausarbeit nun auf 15 Seiten auswälzen. Wie genau ich das anstellen soll, weiß ich noch nicht, vor allem habe ich keine Ahnung, was ich in die Einleitung schreiben soll - welche Relevanz hat denn dieses Thema?! Hat irgendwer ne Idee? Am besten bis Freitag, da muss ich abgeben.

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