Mittwoch, 9. Juni 2010

Wenn die eigene Courage einen überrascht ....

Manchmal gibt es im Leben Zeitpunkte, da will man es einfach allen (oder bestimmen Personen) zeigen - zeigen, dass man es drauf hat, dass man nicht dumm ist, dass man auch mal was Kluges sagen kann. Schwierig wird es nur, wenn sowas in Situationen passiert, wo die Bedingungen einfach äußerst ungünstig sind. Zum Beispiel wenn man als BA-Studentin im 6. Semester in einem Raum mit älteren Studenten, Doktoranden, angehenden Professoren oder schon fertigen zusammen sitzt und sich denkt "Stell ich doch einfach mal ne Frage".
Das ungefähr ist heute passiert: Mein Dozent hat sein Dissertationsprorojekt vorgestellt, ich habe fleißig mitgeschrieben und fand es ziemlich interessant. Ein Punkt war mir etwas unklar, also überlegte ich nachzufragen - aber der eigentliche Antrieb war, eben jenem Dozenten zu zeigen, dass ich aufmerksam bin, dass ich mitdenke und dass ich mich traue, Fragen zu stellen. Also meldete ich mich, der Professor trug mich in die Redeliste ein ... und als ich dran war, fehlten mir die Worte. Ich starrte einfach nur sekundenlang wortlos nach vorne, merkte, wie ich rot anlief - und stotterte dann meine Frage zurecht. Plötzlich waren die Notizen, die ich mir gemacht hatte, für mich selbst unverständlich, und erst, als der Dozent sagte, dass er nicht verstehe, was ich wolle, konnte ich es verständlich machen. Und dann hatte ich das Gefühl, dass die Frage dumm gewesen ist, weil nämlich sein ganzer Vortrag offensichtlich sich nur um die Beantwortung eben jeder Frage gedreht hatte ... oh wei.
Glücklicherweise fragten dann zwei andere noch in etwas ähnliche Richtungen, aber jetzt ist mein Mut für alle Zukunft weg, in diesem Kreis jemals wieder irgendetwas zu sagen.

Ebenso unklug habe ich mich zuvor in der Vorlesung angestellt. In der letzten Woche hatte ich den Professor der Vorlesung etwas bzgl. dem Unterschied von "Politik" und dem "Politischen" gefragt - nicht sein Gebiet, aber er scheint kompetent zu sein und ich dachte, vielleicht wüsste er zumindest einen Buchtipp. Er konnte mir nicht wirklich helfen, versuchte sich in einem Ansatz und schlug mir dann vor, den Professor des zuständigen Fachbereiches zu fragen (der auch das oben erwähnte Kolloquium leitet). Also hatte ich letzte Woche nach dem Kolloquium meinen Dozenten (der diese Woche seine Dissertation vorgestellt hatte) dazu befragt, aber eher eine unzufriedenstellende Antwort bekommen - offenbar hatte ich mein Anliegen zu wenig erklärt und er hatte es als Frage zu Hannah Arendt aufgefasst. Da der zuerst genannte Professor Interesse and er Frage bekundet hatte, habe ich ihm heute nach der Vorlesung von diesem Gespräch erzählt und er nickte selbstzufrieden: "Also war meine Antwort besser gewesen". Ich sagte dann noch ein wenig über Hannah Arendt, wozu er dann erwiderte: "Nun, mit Hannah Arendt habe ich mich länger nicht beschäftigt, dazu habe ich auch gerade keine Zeit. Aber lesen Sie doch mal ihre Texte und forschen nach, was Arendt dazu sagt, und berichten Sie mir dann davon, das würde mich sehr interessieren!" ... Ja, natürlich - ich habe auch die Zeit und die Kompetenz für so etwas ... "oh man", dachte ich nur bei mir, "wieso musstest du ihn darauf ansprechen?"
Aber, nun habe ich den Salat und werde sehen müssen, ob ich irgendwas dazu finde. Nebenher recherchiere ich über Rousseau - vielleicht drehe ich ihn über Adam Smith, Paralellen gibt's, ich muss nur sehen, was die Forschungsliteratur dazu schon bereit hält, ob das ausgelutscht ist oder total abwegig.

Übrigens hab ich gerade den ersten Motorrad-Trip meines Lebens hinter mir. Ein Kumpel bot mir nach dem Skat-Abend an, mich nach Hause zu fahren, und ob meines Faibles für Motorrad Fahren sagte ich natürlich sofort ja. Es war schon toll, aber der Helm stört sehr, ich hätte nie gedacht, dass der echt so schwer ist und einem derartig Scheuklappen aufsetzt. Trotzdem, die flatternde Luft um einen hat schon was ... Danke dafür!

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