Mittwoch, 16. März 2011

Wahlplakate analysiert

Wie schon 2009 zur Bundestagswahl habe ich mir heute meinen Fotoapparat geschnappt und ein paar Wahlplakate, die in meiner Umgebung hängen, fotografiert. Ein paar davon zeige ich hier zusammen mit meinen Schlussfolgerungen dazu.

An den Anfang stelle ich eine Partei, die in meiner näheren Umgebung zum Glück nicht plakatiert hat, die mir aber auf Dörfern auf dem Land aufgefallen ist: Die NPD. Wie schon bei der Wahl vor zwei Jahren sind sie mir mit vielen unterschiedlichen Slogans und quasi keinen Politikerköpfen aufgefallen. Und wie zuvor sind ihre Sprüche gut gewählt, um den einfachen Mann von der Straße direkt anzusprechen: "Deutsche Kinder braucht das Land", "Kriminelle Ausländer raus" und diverse weitere zu den Themen Zukunft, Arbeit und Familie. Die Plakatgestaltung selbst hat sich verbessert: Während vor zwei Jahren viele Plakate noch extreme Farben (vorwiegend schwarz-weiß-rot) aufwiesen, sind sie nun ansprechender, wärmer und insgesamt seriöser aufgemacht. Die NPD rüstet sich in Sachsen-Anhalt, um in den Landtag einzuziehen - und wie gestern schon gesagt, könnte ihnen das nach aktuellen Umfragen auch gelingen. Die Plakate tragen ihr übriges dazu bei.

Nun zu einer anderen Partei, die mir beim letzten Mal hier aufgefallen ist und die ich aus meiner Heimat Schleswig-Holstein nicht kannte: Die MLPD (Marxistisch-Lenninistische Partei Deutschland). Auch hier sieht man ausschließlich Slogans und keine Politikerköpfe. Im Gegensatz zur NPD haben ihre Plakate aber einen historischen Hauch, sie erinnern an Wahlwerbung von früher, wie man sie aus den Geschichtsbüchern kennt:





Darüber hinaus finden sich Slogans wie "Für die Befreiung der Frau", "Neue Politiker braucht das Land", "Jugend will Zukunft - Rebellion ist gerechtfertigt", "Rückzug aller deutschen Truppen aus dem Ausland" und noch einiges mehr. Die große Bandbreite an Werbesprüchen macht die Partei für viele verschiedene Menschen attraktiv, doch vieles offenbart den deutlich sozialistischen Zug der Partei. Mich würde außerdem interessieren, ob der Verfassungsschutz ein Auge auf sie hat.

Gehen wir weiter zu einer Partei, die ebenfalls links einzuordnen ist: Die Linke. Hier finden sich Wahlslogans und Politikerköpfe gut gemischt, teilweise sogar beides auf einem Plakat. Abgesehen von den Fotos dieser Politiker setzt die Partei aber auf schlichte Plakate: Roter Hintergrund, weißer Text. Meistens findet sich ein knapper Satz, der mit nur einem fettgedruckten "nur mit uns" endet:




In Sachsen-Anhalt liegt die Linke problemlos bei über 20 Prozent, die Wahlwerbung wirkt seriös, wichtige Inhalte sind gut und prägnant zum Ausdruck gebracht worden. Eines allerdings macht stützig: Der Slogan "Längeres gemeinsames Lernen gibt es nur mit uns!" - die Erklärung findet sich im folgenden Abschnitt.

Die Partei Bündnis90/Die Grünen sind ebenfalls mit Sprüchen und Politikerköpfen vertreten. Das Layout der Spruch-Plakate ist meist gleich: Ein großes Adjektiv, dazu ein kleiner Erklärungssatz und ein Bild. Der lustige Widerspruch zu den Linken findet sich direkt auf dem ersten Plakat:




Sowohl die Linken als auch die Grünen setzen sich also für längeres gemeinsames Lernen ein. Und die Plakate mit den Atomkraftwerken dürften gerade jetzt den Grünen nochmal ordentlich Plus bringen. Nebenbei bemerkt hat eine Sonntagsfrage zur Bundestagswahl von gestern ergeben, dass die Grünen von 15 auf 18 Prozent zugelegt haben - zu Lasten der FDP, Linken und sonstigen Parteien. Die Plakate hier in Sachsen-Anhalt sind in meinen Augen jedenfalls die besten von allen Parteien. Schön gestaltet, knackige Sprüche, nicht zu viel unterschiedliches und vor allem anständige Bebilderung.

Kommen wir nun zu der CDU. Wie nicht anders zu erwartet wird hier vor allem mit Politikerköpfen geworben - neben dem jeweiligen Abgeordneten für den Wahlkreis auch mit dem Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten. Außer einer Ausnahme habe ich in meiner Umgebung keine Spruch-Plakate gesehen. Insgesamt setzen sie wohl eher auf die Bekanntheit ihrer Kandidaten und darauf, dass jeder weiß, wofür die CDU steht.




Der Spruch mit der roten Laterne bezieht sich wohl, wenn ich eine Äußerung auf der Website der CDU dazu richtig deute, auf eine rot-rote Koalition. Die Kandidaten dieser Partei scheinen insgesamt eher älter zu sein, ansonsten sind die Plakate wie erwartet seriös und solide gelayoutet.

Nun bleibt unter anderem noch die SPD. Hier haben wir es auch vor allem mit Plakaten mit Politikerköpfen zu tun, die Slogans findet man vor allem auf großen Plakattafeln. Im Gegensatz zur CDU wirken die Kandidaten jünger, ansonsten findet man auch hier solide gearbeitete Plakate:




Was bei den Sprüchen der SPD auffällt: Es sind meistens amüsante Wortspiele. Neben "Einkommen statt weggehen" findet sich zum Beispiel auch "Wir streichen nicht eine einzige Schule. Sondern alle" - solche Wortspiele sind intelligent, erregen Aufmerksamkeit und machen die Partei irgendwie sympathisch. Ob sich die SPD diesmal wieder mit Platz 3 hinter CDU und Linke begnügen muss, ist in meinen Augen offen.

Von der FDP sieht man wie immer kaum Plakate und wenn, dann auch nur Politikerköpfe. Während 2009 in meiner Umgebung noch recht viel von denen zu sehen war, beschränkt es sich nun auf ein einziges, immer gleiches Plakat. Das ist langweilig und bringt vermutlich niemanden dazu, diese Partei zu wählen:




Insgesamt fällt also mal wieder auf, dass die größeren, etablierten Parteien vor allem auch auf die regionale Bekanntheit ihrer Kandidaten setzen, während kleinere Parteien auf inhaltliche Werbung setzen. Ebenfalls interessant ist es, dass die CDU auf ihren Plakaten darum wirbt, Erst- und Zweitstimme zu bekommen. Mit dieser Werbung haben sie deutlich gemacht, dass sie keine klaren Aussagen über mögliche Koalitionen treffen wollen. Entweder also läuft es hier mit der FDP nicht so gut oder aber sie ahnen schon, dass die Große Koalition fortgesetzt werden muss und spekulieren auf einen möglichst hohen Stimmanteil, um mehr Ministerplätze besetzen zu können.

Wie dem auch sei, ich hoffe, dass die NPD mit ihrer Werbung keinen Erfolg haben wird. Und an dieser Stelle nochmals der Aufruf von mir: Geht Sonntag wählen! Jede Stimme für eine demokratische Partei hält links- und rechtsradikale Kräfte aus dem Landtag fern!

5 Kommentare:

  1. Nun, die MLPD müsste sich, gemäß ihres Wahlspruches "Verbot aller faschistischen Organisationen", selbst verbieten. Genauso sollte auch die ökofaschistische Partei "Die Grünen" verboten werden. Den anderen Parteien ist nichts hinzuzufügen.

    Ich gehe nicht wählen, denn wie sprach einst ein weiser Mann; "Der Bundestag ist die Negativauslese des deutschen Volkes" - Recht hat er... Ich bin mir sicher, dass man dies ebenso auf die Landtage ummünzen kann ;)

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  2. Ökofaschismus? Dass ich nicht lache. Die Grünen sind eine demokratische Partei, im Gegensatz zur NPD. Dein Vorschlag, alles zu verbieten was dir nicht passt, Nancy, sagt aber einiges über deine Einstellung zur Demokratie aus.

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  3. Wenn Nancy nicht wählen geht, kann man fast froh sein. So wenig politischen Sachverstand sieht man selten. Im Übrigen kann ich die Autorin beruhigen: die MLPD wird (leider) vom Verfassungsschutz beobachtet, genauso wie auch die LINKE, was bei letzterer noch lächerlicher ist als bei der MLPD. Wer glaubt von Linken und MLPD geht genauso viel Gefahr für unsere Verfassung aus wie von der NPD, ist aus meiner Sicht nur ein halber Demokrat. Ich kann alle Forderungen der MLPD unterschreiben, werde aber trotzdem die Linke wählen, damit die Linke hoffentlich wie bei der BT-Wahl 2009 stärkste Kraft in unserem schönem Bundesland wird!!!

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  4. Mein eigenes Herz schlägt auch links. Trotzdem gibt es Grenzen, die die Realität gebietet. Ein sofortiger Rückzug aller Truppen ist nicht sinnvoll. Und ich wüsste gerne mal, wie genau die MLPD den Sozialismus innerhalb der Demokratie implementieren will. Des Weiteren habe ich nicht gesagt, dass ich die MLPD oder Linke für ebenso gefährlich halte wie die NPD. Ich denke nur, dass die MLPD ebenfalls in eine andere Richtung als Demokratie tendieren könnte - und damit ist sie mit unserer Verfassung nicht vereinbar. Solange sie aber existiert und nicht verboten wird, hat sie natürlich trotzdem das gleiche Recht gewählt zu werden und Wahlkampf zu machen wie andere Parteien. Das muss man leider auch der NPD einräumen. Skeptisch betrachten kann man jedoch beide Parteien / Richtungen.

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  5. Moinsen!

    Ich lebe zwar in MV, aber dennoch schreibe ich hier doch mal was dazu.
    Mir gefallen die Plakate der Linken sehr gut. Ok, liegt vielleicht auch daran, dass ich Mitglied der Linken bin.
    Bei der MLPD bin ich immer sehr zwiegespalten. Ich finde sie etwas zu krass.

    Die Wahl ist ja mittlerweile gelaufen. Die Linke ist zweitstärkste Kraft im Land SA. Auf jedenfall ein postives Ergebnis. Genauso wie das Ausbleiben eines Erfolges für die NPD.

    Aber schön zu sehen, was für Plakate in anderen Bundesländern aufgehangen werden.

    LG

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